Die Blechmauernverschneidung durch die Blechmauer ist ein wahrer Genuss für den alpin eingestellten Kletterer. Die gefühlte 100. Hitzewelle des Sommers lässt uns an diesem Tag in die schattige Obhut der Blechmauer fliehen. Die Parkplätze sind gut gefüllt und es scheint viel los zu sein im Thale, als wir uns auf den wohlbekannten Weg über die Schönbrunnerstiege zum Fuße der Blechmauer begeben. 

Blechmauer – Blechmauernverschneidung

Am Einstieg zur Blechmauernverschneidung sind wir komplett alleine. Da die Seilschaft vor uns ist in die Hic Rhodus Hic Salta abgebogen ist, können wir das Steinschlagrisiko sogleich minimieren. Die Tour ist bis zur Schlüsselstelle von unten gut einsehbar. Wir entscheiden uns für die Einstiegsvariante über Hic Rhodus. Die schönen Henkel leiten uns rasch zum Beginn der markanten Schlüsselseillänge. Die Anfangsmeter sind ungut poliert, doch sobald man den Überhang erreicht hat folgt Traumgriff auf Traumgriff. Diesen merkt man den Angstschweiß der Kletterer zwar an, aber das stört weniger. Einzig das Ansteigen eines kleinen polierten Trittes in der Schlüsselstelle kostet ein wenig Überwindung bis man über eine schöne Verschneidung den Stand erreicht. In der Verschneidung selbst muss man sauber ansteigen aber die wenigen Schlaghaken können bei Bedarf gut mit kleineren Friends hintersichert werden. Der obere 5. Schwierigkeitsgrad ist jedoch konstant und zwingend zu klettern.

Ähnlich dem Übeltal wollte man die Menschen einst vom Großen Höllental fernhalten. Die treibende Kraft für die Errichtung eines Absperrgatters war ein gewisser Schönbrunner. Die Alpinisten der damaligen Zeit waren glücklicherweise von wehrhafterer Natur als jene der degenerierten Gegenwart und so wurde kurzerhand eine Umgehung dieses schändlichen Zaunes errichtet. Diese wird noch heute zur Verhöhnung dieses grausamen Aktes Schönbrunnerstiege genannt.

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Blechmauer – Blechmauernverschneidung – 1.SL

Blechmauer – Blechmauernverschneidung Schlüssel SL

Alpiner Charakter dominiert

Vom nächsten Stand geht es immer der natürlichen Struktur folgend dem Ausstieg entgegen. Der doch recht stattliche Hakenabstand in der darauffolgenden Seillänge kann durch einen 1er und 2er Friend (Black Diamond) gut entschärft werden. Die Hauptschwierigkeiten sind hiermit vorbei und man folgt der organischen Linie zum Ausstieg. Hierbei muss man zwar immer wieder ab und zu etwas fester zupacken, doch rasch ist die Ausstiegsföhre erreicht. Man hat ebenfalls die Möglichkeit über den Seitelbergerausstieg hinauszuklettern, dieser verlangt jedoch zwingende Kletterei im oberen 6. Schwierigkeitsgrad.

Der einzige Schönheitsfehler der gesamten Blechmauer mag vielleicht sein, dass die Touren an einem bewaldeten Sattel enden. Doch das bewaldetet felsdurchsetzte Höllenthal hat einen derartigen Charme, dass dies rasch in Vergessenheit gerät. Von der gegenüberliegenden Klobenwand dringen immer wieder die lautstarken Seilkommandos zu uns herüber und ich frage mich ernsthaft, was einen Menschen bei solchen Temperaturen in das flammende Inferno einer Südwand treibt. Als die Sonnenstrahlen unsere Wand erreichen, lassen wir den Klettertag bereits mit einem Sprung in die Schwarza ausklingen.

Vom falschen Drang…

Zu wenig und zu viel ist aller Narren Ziel besagt der Volksmund. Die Absicherung der Blechmauernverschneiung ist ein eigenes Thema. Die Tour wurde vom Budget eines alpinen Vereins 2007 plaisiermäßig saniert. Dankenswerter Weise hat sich diese Bohrhakenleiter nicht lange gehalten und die Haken wurden teilweise umgeschlagen. Mittlerweile wurden viele davon vorbildlich abgeflext.

Sanierungen sind ein sehr heikles Thema, bei dem man sich sehr stark mit dem Charakter einer Linie auseinandersetzen muss. Dieses starke Auseinandersetzen mit der Besteigungsgeschichte will den heutigen Zeitgeist jedoch nicht so recht treffen. Macht man dies jedoch nicht, kann man eine alpine Linie sehr leicht verschandeln und entwerten, mag diese auch noch so schön sein. Mittlerweile ist der Charakter der Tour ganz gut wiederhergestellt worden. Man muss gewisse Stellen klettern und kann immer wieder mit Friends und Keilen entschärfen. Somit haftet dieser Linie mittlerweile wieder ein Hauch von Alpinem an.

Hard Facts

  • Gebirge: Rax
  • Route: Blechmauernverschneidung
  • Schwierigkeit: VI
  • Wandhöhe: 230m
  • Erstbegeher: F. Dangl und R. Pammer 1932

Tipps und Infos:

  • Material: 50m Halbseile, 10 Exen, 1 Set Friends
  • Führerliteratur:
    • Kletterführer Höllental, Rax und Schneeberg – Thomas Behm
    • Genusskletteratlas Niederösterreich – Kurt Schall und Thomas Behm
    • Tourenbeschreibung
  • Bei der Blechmauer handelt es sich um eine Westwand, die einen treuer Schattenspender an heißen Vormittagen darstellt
  • Man sollte den oberen 5. Grad sehr sicher klettern können

Fazit

  • Schöne und wilde Riss- und Verschneidungskletterei
  • Ein wahrer Genuss für denjenigen der eine schöne Verschneidung dem Plattenkettern vorzieht