Blättert man von hinten nach vorne durch Walter Pauses Auswahlführer “Im extremen Fels” so findet man unter Nr. 100 die Direkte Westkante auf die Schartenspitze. Die kühne Linie wurde im Jahr 1932 von Raimund Schinko und Adolf Bischofberger erstbegangen und bietet großteils wilde ausgesetzte Kletterei durch eine formschöne Schwobenwand.

Hochschwab tut der Seele gut

Alpinklettern war notwendig – sehr notwendig. Wochenlang sehnte ich den Tag herbei, endlich wieder heimischen Kalk an den Fingern spüren zu dürfen. Kurzgesagt ein Pause Tag musste her. Gemeint war natürlich ein Tag aus Walter Pauses genialem Auswahlführer. Also ab ins Auto und auf zur Fölzklamm, von wo aus wir in Richtung Schartenspitze aufsteigen.

Schartenspitze und Winkelkogel

Die markante Schartenspitze, dahinter der Kleine Winkelkogel

Kurze Stärkung

Kurze Stärkung beim Einstieg

Schartenspitze Direkte Westkante

Vor dem Abschlussüberhang der Schlüsselstelle

Die martialische Linie vom Duo Schinko Bischofberger besticht bereits beim Zustieg vom Wanderweg aus. Den Einstieg erreicht man dabei über ein großzügiges Band auf der Nordseite des Berges. Als ideale Einstiegslänge zur direkten Westkante empfiehlt sich die von Rudi Lindner erstbegangene Verschneidung. Hierbei klettert man unter einer dachartigen Verschneidung zum Standplatz direkt unter der Schlüsselseillänge. Im Gegensatz zur Schlüssellänge ist diese zwingend im oberen 6. Schwierigkeitsgrad zu Klettern. Bei dem Fels handelt es sich jedoch um traumhaft rauhen Hochgebirgskalk. Mit Friends Gr 0,5 -1 kann man sich die Absicherung deutlich aufbessern.

Schartenspitze Direkte Westkante

Kurze Querung

Schartenspitze Direkte Westkante

Fölzstein

Kräftige Kletterei in der Direkten Westkante

Die Schlüsselseillänge selbst ist bereits deutlich poliert, jedoch wesentlich besser abgesichert. Hier empfiehlt es sich am Beginn eher über links zu klettern und im oberen Teil noch Kraftreserven für den Abschlussüberhang parat zu haben. Nun folgt eine Länge zum Ausrasten über einen Doppelriss, bei dem ebenfalls Friends Gr 0,75 – 2 gute Anwendung finden. Die direkten Varianten von H. Chibin und B. Hauseggern fordern noch einmal die Kraftreserven. Hier klettern wir irrtümlich zu einem Abseilstand, von wo aus wir etwas ungut abkletternd über eine Linksschleife zurück zum eigentlichen Standplatz gelangen. Getreu dem Motto wer braucht schon ein Topo in einer klassischen Linie. Aber ab und zu zahlt sich ein kurzer Blick dann doch aus.

Hat man diese klettertechnischen Hürden gemeistert, sind die Hauptschwierigkeiten vorbei und in anregender Kraxelei geht es später am laufenden Seil zum wunderschönen Gipfel der Schartenspitze. Von dort geht es abkletternd und abseilend über die Nordschlucht hinab zu Grasserhütte. Diese sollte uns in liebevollster Art und Weise ein Quartier für die Nacht gewähren und so lassen wir die erfolgreiche Begehung der östlichsten Pausetour mit Bier und Schweinsbraten ausklingen.

Schartenspitze Direkte Westkante

Am Gipfel der Schartenspitze

Hard Facts

  • Gebirge: Hochschwab
  • Route: Direkte Westkante
  • Schwierigkeit: VII
  • Wandhöhe: 250m
  • Erstbegeher:
    • R. Schinko, A. Bischofberger 1932
    • Direkter Einstieg: R. Lindner und H. Brunzak 1966
    • Direkter Ausstieg: H.Chibin und B. Hausegger 1946

Tipps und Infos:

Fazit

  • Klassische ausgesetzte Linie
  • Gute bis sehr gute Felsqualität
  • Hübscher Gipfel
  • Zeit zum Durchatmen und einfach den Hochschwab genießen