Die Durststrecke in der Stadelwand ist ein Klassiker, den man einfach gemacht haben muss. Die Tour gehört mit 14 Seillängen zu den längsten im Thale und ist auf Grund ihrer südseitigen Ausrichtung das perfekte Ziel für sonnige Herbsttage. Weiters wurde die Tour 2008 vom Erstbegeher O. Sanz saniert. Der Routenverlauf wurde zudem leicht abgeändert und unter anderem die Tour nach oben und unten verlängert. Dieser stellt nun durch die gute Absicherung ein angstfreies Ziel dar, auch wenn gewisse Stellen nach wie vor geklettert werden müssen.
Herbstzeit = Stadelwandzeit
Als die Nebeldecke auf der A2 bei Wiener Neustadt zum ersten Mal aufreißt und ich den Schneeberg zu Gesicht bekomme überlege ich insgeheim schon nach einer Alternative zur Stadelwand. Die Schneefallgrenze dürfte wegen der vorangegangenen Niederschläge auf ca. 1100 MSL liegen. Das würde bedeuten, dass die oberen Seillängen in der Stadelwand nicht sehr angenehm sein könnten, um dies vorsichtig auszudrücken. Zusätzlich zeigt das Thermometer im Auto Temperaturen um die 0 Grad an. Aber vollkommen egal – die Sonne scheint, Markus hat Zeit und da kann nur was gscheites dabei herauskommen.
Markus in der 5.SL
Herbst oder Winter
Am Pendelerparkplatz in Gloggnitz schaut es noch immer nicht nach einem idealen Kletterwetter aus. Saukalt, doch durch die südseitige Ausrichtung haben wir vielleicht ein Glück mit dem Schnee. “Fortes fortuna adiuvat” Das Glück ist ja bekanntlich mit den Wagenden und so beschließen wir in Richtung Stadelwand zu marschieren. Sollte es wirklich nicht passen, würden wir einfach zu einem der bekannten Winterspots am Großofen schauen.
Der wohlbekannte Zustieg schaut schon einmal sehr vielversprechend aus. Bald kommt dann die Erleichterung – die Wand ist staubtrocken. Obwohl die Bäume nordseitig noch angezuckert sind, hat die warme Herbstsonne den Schnee vollkommen eliminiert. Ein wahrlich kitschiges Ambiente, welches sich uns hier offenbart.
Markus in der plattigen Verschneidung
Stadelwand – Durststrecke
Die ersten 2 Seillängen umgehen wir in gut gangbaren Steilschrofen und sind rasch am offiziellen Einstieg der Tour (nach Verlängerungen nach untern eigentlich bereits die 3. Seillänge). Markus startet in die erste Seillänge. Der Fels ist warm und die Daunenjacke wird ihren Weg aus dem Rucksack wohl am heutigen Tage nicht finden. In der 2. Seillänge dann die große Ernüchterung. Obwohl diese nur mit 6+ im Führer steht ist eine Einzelstelle deutlich schwieriger. Anscheinend hat sich vor geraumer Zeit ein für diesen Schwierigkeitsgrad essenzieller Griff verabschiedet. Durch eine kurze technische Einlage ist die ungute Stelle jedoch rasch überwunden.
Markus in der traumhaften 1. Schlüssel SL
Genussvolle Plattenmeter zergehen unter den Patscherl
Als wir am darauffolgenden Plateau Stand beziehen donnern mehrere kopfgroße Geröllblöcke wenige Meter neben uns in die Tiefe. Wohl einer der wenigen Wermutstropfen der Touren in diesem Bereich ist die Steinschlaggefahr, durch die trichterförmige Ausdehnung der unteren Seillängen. Hat man den unteren Teil jedoch erst einmal hinter sich gebracht folgt purer (relativ Steinschlagsicherer) Klettergenuss.
Blick von der Stadelwand zur Rax
Über schöne Plattenstellen, die nur einmal kurz durch leichtes Gehgelände unterbrochen werden, geht es schon der ersten Schlüsselstelle in einer gelben Steilwand entgegen. Diese löst sich durch verschwenderisch griffige Henkel sehr gutmütig auf. Nur einmal muss man etwas weiter über dem Haken stehen. Die Stelle kann jedoch durch ein Friend Gr2 (Black Diamond) etwas entschärft werden. Danach wähnt man sich fast im Kletterhimmel. Diese Seillänge ist ein wahres Prunkstück.
Traumhafte Platten in der 12.SL
Stadelwand – Durststrecke – Schlüssel SL
Es folgt wiederum elegante Plattenschleicherei, bis man die 2. Schlüssellänge im oberen Wandviertel erreicht. Der plattige Riss löst sich wunderbar auf, bis man kurz vor Ende über links den Stand erreicht. Euphorischer weise bin ich leider etwas zu direkt gegangen, was eine ungute absteigende Linksquerung, Trittausbruch inklusive zur Folge hatte. Oft lohnt sich halt auch die Mitnahme eines Topos. Die letzten beiden Seillängen sind ebenfalls unvermutet noch einmal richtig schön abwechslungsreich, bis wir wenige Höhenmeter unter dem Stadelwandgipfel den Stadelwandgrat erreichen. In Summe eine wahre Toptour in der Stadelwand.
Hard Facts
- Gebirge: Schneeberg
- Route: Durststrecke
- Schwierigkeit: VII
- Wandhöhe: 450m
- Erstbegeher: O. Sanz und T. Neuwirth 1986 (Saniert und teilweise neuer Routenverlauf O. Sanz 2008)
Tipps und Infos:
- Material: 50m Halbseile, 13 Exen, Friends Gr 0.8, Gr 2
- Führerliteratur:
- Kletterführer Höllental, Rax und Schneeberg – Thomas Behm
- Genusskletteratlas Niederösterreich – Kurt Schall und Thomas Behm
- Diverse Topos Stadelwand
- Ideal an sonnigen Spätherbsttagen
Fazit
- Abwechslungsreiche traumhafte Tour in der Stadelwand
- Eine der längsten Touren im Höllenthal